Schloss Brand– Ob Papst Benedikt XVI. ein Fan der Marktredwitzer Krippenkunst wird, ist nicht sicher. Wahrscheinlich ist es schon. Denn das Oberhaupt der Katholischen Kirche muss demnächst nur ein paar Schritte von seinen Gemächern in die Kirche zur „Schmerzhaften Mutter“ gehen und kann dort in einem Seitenschiff die aufwendig gestalteten „Stickla“ (Krippen-Szenen) aus Marktredwitz bewundern. „Wir bemühen uns seit Jahren, die Rawetzer Landschaftskrippen international bekannt zu machen. Vor zwei Jahren haben wir eine große Krippe in einem Einkaufszentrum in Shanghai gezeigt, und seit Langem sind wir in Castelfranco Emilia vertreten. Die Ausstellung im Vatikan ist der absolute Höhepunkt, mehr geht nicht mehr“, freut sich Joachim Rohrer, der Vorsitzende des Markgraeflichen Collegiums Historiae. Wie kompliziert es war, die Ausstellungsfläche an prominenter Stelle im Vatikan zu erhalten, beweisen zwei prall mit Schriftverkehr gefüllte Ordner. „Im Grunde ist das wie ein Sechser im Lotto“, sagt der Kulturreferent des Vereins, Dr.Armin Leppert. Letztlich sei es Innenminister Hans-Peter Friedrich zu verdanken, dass die Marktredwitzer die Krippe zeigen dürfen. „Er kennt den Rektor des Collegio Teutonico, Dr. .Dr. Hans Peter Fischer, dessen Einfluss uns die Genehmigung erleichtert hat.“ Kommende Woche wollen Joachim und Karin Rohrer, Armin Leppert, Werner und Brigitte Flügel, Elvira und Edmund Grundler sowie Kathrin Frank nach Rom fahren, um die Krippe aufzubauen. Sie haben einen Platz von rund fünf Quadratmetern zur Verfügung – für die raumgreifenden Landschaftsszenen, die in Marktredwitz üblich sind, eher wenig. Wie die Römer und die Besucher aus aller Welt auf die Rawetzer Krippe reagieren, kann niemand einschätzen. Denn, während weltweit die Darstellung der Heiligen Familie im Stall im Mittelpunkt steht, egal ob in Krippen aus China, Ghana oder Bolivien, dominiert in der Marktredwitzer Version eine üppige alpenländische Landschaftsszenerie. Die Mitglieder des Markgraeflichen Collegiums Historiae nehmen überwiegend Figuren aus der Rahn’schen Krippe mit. Der vor wenigen Jahren verstorbene Helmut Rahn war einer der aktivsten „Kripperer“ in Markt-redwitz. Er hat selbst viele filigrane Figuren hergestellt, die typische Marktredwitzer aus alter Zeit darstellen. Die Rahn’schen Schätze werden nun vom Collegium verwahrt und für die Nachwelt erhalten. „Wir wollen Wirtshaus-Stickla zeigen, alpenländische Häuser und Bergszenen, aber natürlich auch die Hirten und die Geburt“, sagt Leppert. Ein bis zwei Tage bauen die „Kripperer“ die Landschaften auf. Dabei verwenden sie unter anderem auch Moos, Steine und Bäume aus Ton. Ausstellungseröffnung in der Kirche zur „Schmerzhaften Mutter Gottes“ im Campo Santo Teutonico, also dem „deutschen Viertel im Vatikan“ist am 28. November um 17 Uhr. Welche geistliche Prominenz anwesend sein wird, ist noch nicht klar. Sicher ist jedoch, dass Rohrer, Leppert und die Kollegen unter anderem Lebkuchen aus dem Fichtelgebirge mit-bringen werden. „Wir wollen bei dem Anlass auch kulinarisch auf uns aufmerksam machen“, sagt Rohrer. Besonders freuen sich die Mitglieder des Markgraeflichen Collegiums, dass sie eine Papst-Audienz erhalten. Auch dies haben die Krippen-Freunde Hans-Peter Friedrichs Kontakten zu verdanken. Dieser bat seinen Freund Dr.Dr. Hans Peter Fischer, eine Audienz zu ermöglichen. Fischer hat sich deshalb mit dem Privatsekretär des Papstes, Georg Gänswein, in Verbindung gesetzt, und dieser hat alle Formalien geregelt. Ebenfalls am Mittwoch, 28. November, werden die Fichtelgebirgler um 9.30 Uhr bei einer Papst-Messe zugegen sein. „Ob wir in der ersten oder zweiten Reihe sitzen dürfen, ist noch nicht entschieden“, sagt Leppert. Die Rawetzer Krippe, die durch eine Barriere und eine Kette vor Dieben geschützt ist, wird voraussichtlich bis Lichtmess (2. Februar 2013) in Rom bleiben.
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